BASF Aktie
BASF-Aktie
WKN: BASF11
ISIN: DE000BASF111
Land: Deutschland
Branche: Chemie, Pharma, Bio- & Medizintechnik
Sektor: Chemie
43,57 EUR 1,11 EUR 2,61 %
16:51:18 L&S RT
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Smart-Investor: „Auf der Verliererstraße“

Donnerstag, 03.08.23 17:55
Eurozeichen vor der Europäischen Zentralbank
Bildquelle: fotolia.com

Mahnende Worte und ein „vergiftetes Allzeithoch“

Multiple Erkrankungen


Gelegentlich wird uns Schwarzmalerei unterstellt. Doch inzwischen hat es die Blutarmut der deutschen Wirtschaft sogar auf die Titelseiten geschafft. In den wichtigsten Wirtschaftsverbänden das Landes bewegt sich etwas – man rotiert. So schrieb beispielsweise Siegfried Russwurm, Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), der Politik gerade folgende Worte ins Stammbuch:

„Deutschland befindet sich wirtschaftlich auf der Verliererstraße, insbesondere im internationalen Vergleich.“ Zudem zeigten die Konjunkturindikatoren leider alle nach unten, „also komplett in die falsche Richtung“. Das müsse, so Russwurm, „ein Industrie- und Exportland, wie es Deutschland ist, alarmieren“. Aber es geht nicht nur um Industrie und Export, auch das Handwerk schlägt Alarm:

Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, sieht „großen Handlungsdruck, um nicht in eine tiefe Krise hineinzusteuern“. Der Dritte im Bunde war Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Sein Urteil über die wirtschaftliche Lage ist ebenfalls vernichtend:

„Wir haben mit die höchsten Energiekosten, wir haben mit die höchsten Steuern und Lohnzusatzkosten. Wir haben eine marode Infrastruktur. Diese Probleme mischen sich mit Fachkräftemangel, verschlafener Digitalisierung und der Dekarbonisierung. Ein Mediziner würde von multiplen Erkrankungen sprechen.“

Laien und Ideologen


Dass hier nicht nur irgendwelche Verbandsfunktionäre die Regierung vor sich hertreiben, um diese zu einer Politik in ihrem Sinne zu nötigen, kann man am jüngsten World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds erkennen. Während die Weltwirtschaft im laufenden Jahr mit rund +3,0% wachsen soll, schrumpft Deutschland um -0,3% – der schlechteste Wert der 22 betrachteten Länder.

Das von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigte Wirtschaftswunder, welches sogar dasjenige Ludwig Erhards in den Schatten stellen sollte, ist weit und breit nicht zu sehen. Auch, dass Wirtschaftsminister Habeck keinen Grund für „German Angst“ ausmachen kann, ist alles andere als beruhigend. Denn sowohl der Kanzler als auch der Wirtschaftsminister sind, sie haben es immer wieder bewiesen, auf dem Gebiet der Ökonomie bestenfalls interessierte Laien, umgeben von einem Beraternetzwerk, in dem Ideologen tonangebend sind.

Dazu kommt der Wille, ständig in das komplexe Räderwerk steuernd einzugreifen, um die Wirtschaft angeblich „besser“, „gerechter“, „feministischer“ oder was auch immer zu machen. Wenn zur dümmsten Energiepolitik der Welt (Wall Street Journal) nun auch noch dumme Wirtschaftspolitik bei extremer Steuerbelastung und ausufernder Bürokratie kommt, dann wird verständlich, dass in vielen Unternehmen nun Themen wie Abwanderung, Auslagerung und Betriebsaufgabe einen Teil der kreativen Schaffenskraft absorbieren.

Zwergenaufstand der Parteibuch-Ökonomen


Erst diese Woche zerriss der ehemalige ifo-Präsident, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, die deutsche Energiepolitik förmlich in der Luft. Der bekannteste deutsche Ökonom kritisierte in einem lesenswerten Interview mit der BILD-Zeitung Heizungsgesetz und Verbrennerverbot scharf:

„Diese Maßnahmen sind unnütz. Sie ruinieren unsere Automobilindustrie, senken unseren Lebensstandard und subventionieren andere Länder, allen voran China.“ Natürlich entfachten regierungsnahe Parteibuch- und Gefälligkeitsökonomen unmittelbar darauf einen Sturm im Wasserglas, rüttelte Sinn doch kräftig an ihren Glaubenssätzen – ein Zwergenaufstand, der Sinn aber kaum tangieren dürfte.

Durchwachsenes Halbzeitergebnis


Für die nun angelaufene Berichtssaison titelte das Bankhaus Merck Finck „Zur Halbzeit steht es 1:0 für USA“. Zumindest ein positives Fazit ziehen die Banker: Insgesamt falle die Berichtssaison bislang „deutlich besser als befürchtet aus“. Ein Faktor für das vergleichsweise bessere Abschneiden der USA sei die Technologielastigkeit des dortigen Index.

Den Branchengrößen nutze der „derzeitige Hype rund um die Anpassung von Geschäftsmodellen in Bezug auf künstliche Intelligenz überproportional.“ Dagegen litten in Europa besonders die Sektoren Grundstoffe, Energie und Immobilien. Auffällig sei insgesamt auch der „geringe Anteil an positiven Überraschungen“, zumal vor dem Hintergrund „der schlechten Stimmung zu Beginn der Saison“.



Hoffnung jenseits des Atlantiks


Ein Unternehmen, das enttäuschte, ist Klöckner & Co (WKN: KC0100), einer der größten produzentenunabhängigen Stahl- und Metalldistributeure im Gesamtmarkt Europa und Nordamerika. Kunden des Unternehmens sind überwiegend kleinere und mittelständische Unternehmen der Automobil- und Bauindustrie, des Maschinen-, Anlagen- und Apparatebaus sowie des verarbeitenden Gewerbes. Mit diesem breiten Kundenportfolio liefert Klöckner auch einen guten Überblick über die konjunkturelle Situation.

Im 2. Quartal 2023 schmolz das EBITDA um rund -72% auf 63 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahresquartal zusammen. Der Umsatz ging um ein Viertel auf 1,97 Mrd. EUR zurück. Der Konzern verdiente noch +12 Mio. EUR nach +151 Mio. EUR im 2. Quartal 2022. Dennoch könnten die Tiefs im Geschäftsverlauf bereits überwunden sein. Nach der Übernahme von National Material of Mexico werden nämlich mehr als 50% des Konzernumsatzes am neuen Geschäftsschwerpunkt Nordamerika erzielt.




Licht und Schatten


Ein starkes Quartal präsentierte dagegen der US-Healthcare-Gigant Johnson & Johnson (WKN: 853260). Der Umsatz stieg im Vorjahresvergleich um 6% auf 25,5 Mrd. USD, der Gewinn je Aktie sogar um 8% auf 2,80 USD. Abseits des leidigen Themas der Corona-Spritzen peilt das Management um Konzernchef Joaquin Donato nun einen Jahresumsatz zwischen 98,8 und 99,8 Mrd. USD an nach zuvor 88,2 bis 89,1 Mrd. EUR. Weniger gut läuft es dagegen bei Pfizer (WKN: 852009), ein Unternehmen auf dessen Aktien wir in unserem Aktienmusterdepot einen Put halten.

Der Impfkonzern profitierte in der jüngeren Vergangenheit vor allem vom Verkauf seiner Covid-mRNA-Spritzen. Besonders EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen griff – nach persönlichem, aber verschollenem E-Mail-Verkehr mit Pfizer-Chef Albert Bourla – kräftig zu. Nun läuft das Geschäft schleppend. Der Konzernumsatz sank im 2. Quartal im Jahresvergleich um 54% auf 12,7 Mrd. USD. Der Gewinn brach sogar um 77% auf immerhin noch 2,3 Mrd. USD. Außerhalb des Covid-Geschäfts wuchs Pfizer im Jahresvergleich um 5%.




Zu den Märkten


Einmal mehr legte der DAX ein „vergiftetes Allzeithoch“ hin – das Dritte in Folge (vgl. Markierungen). Am vergangenen Freitag war es so weit. Auch am Montag konnte ein weiteres Allzeit-Verlaufshoch erzielt werden, der deutsche Leitindex schloss aber bereits tiefer als am Vortag. Das war technisch negativ zu interpretieren und entsprechend folgte am Dienstag eine kleine Verkaufswelle, die den DAX sogar wieder unter 16.300 Punkte führte.

Dies geschah unter leicht anziehenden Umsätzen, was ebenfalls negativ bewertet werden kann. Die Standarderwartung besteht also in weiter fallenden Kursen, was sich am Mittwoch, bis Redaktionsschluss bestätigte. Auch einzelne Aktien wirken im Moment deutlich angeschlagen. So hat sich beim Triebwerkshersteller MTU Aero Engines (WKN: A0D9PT) eine geradezu lehrbuchmäßige Schulter-Kopf-Schulter-Formation herausgebildet, inklusive eines umsatzstarken Durchbruchs der Nackenlinie und einer umsatzarmen Pullback-Bewegung.



Neben der Markttechnik ist im Bereich von Allzeithochs auch immer viel Psychologie im Spiel. Denn die Erwartungen sind hoch, dass einem solchen Ereignis weiter steigende Kurse folgen. Wird diese Erwartung enttäuscht, kann es dynamisch in die Gegenrichtung gehen, weil die hoffnungsvoll aufgebauten Trendpositionen wieder auf den Markt geworfen werden. Dass die fundamentale Situation der deutschen Wirtschaft, freundlich ausgedrückt, nicht zum Besten steht, haben wir oben bereits thematisiert. Natürlich haben sich die deutschen Top-Konzerne längst internationalisiert und bevorzugen auch bei Neuinvestitionen oft das Ausland.

In der allgemeinen Wahrnehmung leiden sie allerdings unter dem verschlechterten Image des deutschen Standorts, was durchaus Chancen eröffnen kann. Die heutige Verkaufswelle nahm allerdings bereits in Asien ihren Ausgang, wo unter anderem der japanische Nikkei 225 mit einem Minus von -2,65% den Takt vorgab. Auch sollte nicht unterschätzt werden, dass wir mit den Monaten August und September in eine saisonal schwierige Zeit für Aktien einmünden. Zudem hat der Bullenmarkt der letzten Wochen, insbesondere auch in den USA, einiges an Korrekturpotenzial eröffnet. Vorsicht bleibt also erst einmal angesagt.

Auf längere Sicht sollte man es damit allerdings auch nicht übertreiben, denn die Alternative zur Aktie ist häufig genug nur Geld auf dem Konto – und das ist in der Regel die schlechteste Arbeitsstelle, die Ihr Geld antreten kann, trotz der inzwischen gestiegenen Nominalverzinsung, die real allerdings weiter ein Verlustgeschäft bleibt. Sollte sich die wirtschaftliche Situation in Europa weiter verschlechtern, und hier fällt dem schwächelnden Schwergewicht Deutschland eine Schlüsselrolle zu, wird die EZB über kurz oder lang nicht umhinkommen, das Ruder wieder herumzuwerfen.

Märkte sind bekannt dafür, die Standfestigkeit und Ernsthaftigkeit von Notenbanken immer und immer wieder zu testen. Zudem sterben Papiergeldsysteme wie der Euro niemals (!) in der Deflation, ganz einfach deshalb, weil es in der Deflation noch eine letzte Option gibt, um die Situation vermeintlich zu heilen – das Öffnen der Geldschleusen. Das wiederum könnte an den Aktienmärkten als Startschuss für eine erneute und sogar noch einmal gesteigerte Flucht aus dem Geld aufgefasst werden und wäre nichts anderes als der nächste Schub einer Liquiditätshausse, die sich bis in einen finalen Crack-up-Boom steigern kann.

 

Fazit
Die Wirtschaftsverbände mahnen, die Konjunktur schwächelt und die Börse nun auch. Nur die Politik irrt weiter durch den Wald und pfeift unverdrossen vor sich hin.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

smartinvestor.de



Quelle: Smart Investor



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