Immer wieder fragen mich bei Diskussionen nach Vorträgen Teilnehmer, wie es möglich ist, mit 30.000 in zwei Jahrzehnten Millionär zu werden? Oft wird bei Bewertungen auch der Wahrheitsgehalt angezweifelt. Manche Kritiker stellen dann umfangreiche Berechnungen an, dass dies nur mit zusätzlich sprudelnden Finanzquellen möglich sei, wie Erbschaft, Preisgelder, Glücksspielgewinne, hohe Bücher-Einkünfte.
Worauf aber noch niemand kam, ist die Tatsache, dass bei einer jahrzehntelangen internationalen Aktienanlage mit Schwerpunkt Dividendenstars die Dividendenrendite zweistellig anwachsen kann. Manche Unternehmen heben seit über einem halben Jahrhundert die Ausschüttung an. Und solange ich diese Aktien nicht verkaufe, sammle ich alljährlich 10 %, 20 %, 30 %, 40 % Dividendenrenditen ein – oft gestützt von üppigem Kursgewinn. Deshalb gilt für mich: Die besten Rennpferde bleiben im Stall. Nur hier und da ein Teilverkauf nahe Jahres- oder Allzeithoch.
Ich will jetzt auf einige Fragen zu diesem Thema stichwortartig antworten. Meine Depotbank kann bestätigen, dass ich die Wahrheit sage. Was den unverhofften Geldsegen anbelangt, habe ich nie geerbt, weder Preisgelder noch Glücksspielgewinne eingesammelt. Ich habe immer sparsam gelebt und nicht alles von meiner Pension ausgegeben.
Von zusätzlichen Einnahmen, die sich bis 2018 in Grenzen bewegten, habe ich Familienangehörige unterstützt, das Haus nach Dachabdeckung und Wasserschäden gründlich renoviert, zwei teure Immuntherapien bezahlt. Mal entnahm ich vom Aktienkonto, mal zahlte ich zusätzlich ein. Das glich sich alles aus. Erst seit 2019 sind meine Einnahmen durch Bücher und Vorträge viel höher als die Ausgaben – erkennbar an der dicken Steuernachzahlung und Vorauszahlung.
Allerdings spielen auch Glück und Zufall eine gewisse Rolle. Der Tüchtige verdient das Glück. Der Glückspilz muss nur mutig genug und entschlossen sein, die Chancen zu nutzen. Umgekehrt darf er sein Glück nicht wieder leichtsinnig verspielen. Ich erinnere hier an den Börsenaltmeister André Kostolany, der einst seine vier oder fünf G als Grundlage und Voraussetzung für den langfristigen Aktienerfolg erwähnte: Glück – Geld – Geduld – gute Gedanken.
Leserkommentar: Nur mit realisierten Buchgewinnen sind hohe Aktienerträge erzielbar
Es gibt Trader, die mit schnellem Rein/Raus, Long und Short, unterschiedlich hohem Hebel bei Derivaten üppige Gewinne einstreichen: Hohes Risiko – hohe Chancen. Ich setzte auf eine risikoarme breit gestreute Langzeitstrategie und mache kleinere Teilverkäufe in der Regel erst ab dreistelligem Kursgewinn. Da ich meine besten Aktien langfristig halte, sind die Kursgewinne bei Sartorius, Nemetschek, Eurofins, Rational, Samsung, Bechtle, Fuchs Petrolub, Mensch & Maschine, Amazon, Alphabet sowie Cancom auf über 500 % bzw. 1.000 bis 4.000 % gestiegen.
Zwei Fallbeispiele über Dividenden-Aristokraten mit zweistelliger Ausschüttung bei jahrzehntelangem Anlagehorizont
Nehmen wir als erstes Beispiel den MDAX-Konzern Fuchs Petrolub, weltbekannter Produzent von Schmierstoffen und Spezialprodukten für die Fahrzeug- und StahI-Industrie, Bergbau und Landwirtschaft. Um nicht schon beim Kopfrechnen zu scheitern, arbeite ich mit gerundeten Zahlen. Kurs: 40 €, Dividende: 1 €. Wie hoch ist die Rendite? Formel: Dividende mal 100, geteilt durch den aktuellen Kurs bzw. Einstandspreis. Also 100:40 = 2,5 %.
Ich selbst erwarb die FUCHS-Aktie (WKN 579040), die ich im steuerfreien Altbestand hege und pflege, am 31. März 2005 splitbereinigt für 3,80 €. Ich runde zu meinen Ungunsten auf 4 € auf. Wie hoch ist jetzt die Ausschüttungsrendite? Also 100:4 = 25 %. Beim tatsächlichen Einstandspreis von 3,60 € und einer Ausschüttung von 1,06 € sind es sogar: 106:3,60 = 29,4 %.
Zur Wiederholung, Übung und zum besseren Verständnis nenne ich als zweites Beispiel das Familienunternehmen für thermische Speisenzubereitung in Gewerbeküchen RATIONAL, ebenfalls MDAX. Erneut arbeite ich mit glatten Zahlen. Kurs: 660 €, Dividende: 14 €. Also 1.400:660 = 1,4 %.
Ich erwarb die RATIONAL-Aktie (WKN 701080), die ich im steuerfreien Altbestand halte, am 08. Mai 2003 für 33,80 €, gerundet 34 €. Also 1.400:34 = 41 %. Steigt die Dividende für 2020 wie angekündigt und erwartet auf 16,50 an, wären es sogar: 1.650:33,80 = 49 %. Ich wäre dumm, einen Kursgewinn von 500 % zu realisieren. Da wären nicht nur die Aktien weg, sondern die jährlich eingesammelte Dividende, die bei diesem vorbildlich geführten Familienunternehmen sogar bald über 50 % betragen wird – und dies alle Jahre wieder. Auch bei einigen Nachhaltigkeitsaktien gibt es üppige Ausschüttungen. Dazu zählen vor allem MOWI ASA, UPM Kymmene und Orsted, aber auch DAX-Aktien Allianz und Siemens.
Beate Sander ist Bestseller-Autorin und hat mittlerweile über 50 Fachbücher zum Thema Börse und Geldanlage veröffentlicht. Der "Aktien- und Börsenführerschein" zählt sogar zu den TOP 10 Wirtschaftsbüchern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
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